Zum Hauptinhalt springen

Beruflicher Verbleib, Berufskarrieren und professionelles Selbstverständnis von Absolventen:innen erziehungswissenschaftlicher Hauptfachstudiengänge

Ziel der Gesamtstudie war es zum einen quantitative Verteilungen zu Studienverläufen, zur Beschäftigungssituation und zum professionellen Selbstverständnis der befragten Diplom-, Magister-Pädagog:innen und Diplom-Sozialpädagog:innen zu eruieren. Zum anderen sollten Zusammenhänge zwischen Studien-, Beschäftigungs- und Professionsmerkmalen analysiert und dort, wo es thematisch sinnvoll und notwendig erschien, zudem Einflüsse von Einzelhochschulen oder Regionen zusätzlich mit zu berücksichtigen.

Anlage und Nutzen der Untersuchung

Bei diesem Projekt handelte es sich um eine der umfangreichsten quantitativen Untersuchungen, die je in einem Fach zu den Bildungs- und Studienverläufen, zum beruflichen Selbstverständnis und zum beruflichen Verbleib von Hochschulabsolvent:innen gemacht wurde. Insgesamt gelang es, 60 Hochschulstandorte für die Mitarbeit an dieser Studie zu gewinnen und die Adressen von 11.000 Absolvent:innen zu recherchieren. Genauer gesagt setzte sich das Gesamtvorhaben aus vier Teilstudien zusammen: 

  • Bundesweite Befragung von Absolvent:innen des erziehungswissenschaftlichen Diplomstudiengangs

  • Bundesweite Befragung von Absolvent:innen des erziehungswissenschaftlichen Magisterstudiengangs

  • Studiengangsvergleichsuntersuchung an 16 Hochschulen in ausgewählten Regionen in Ost- und Westdeutschland

  • Befragung von Absolvent:innen aus den Kohorten der 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahre an drei Universitäten (Dortmund, Mainz, Tübingen) 

Durchführung

Im Jahr 2000 wurden für die vier Teilstudien vier Fragebogenversionen entwickelt (Diplom, Magister, Fachhochschule, Kohorte), die vom Aufbau und von der inhaltlichen Ausgestaltung her weitgehend identisch waren und bezüglich der Abschlussart einige Abwandlungen und Zusatzfragen (z.B. das gewählte Zweitfach beim Magister- oder das Anerkennungsjahr beim sozialpädagogischen Fachhochschulstudiengang) enthielten. Größere Unterschiede bestanden lediglich beim Kohorten-Fragebogen hinsichtlich der Art, wie die Abfolge und die Auswirkungen von Stellenwechseln in der Berufslaufbahn abgefragt worden sind. Außerdem wurden im Kohorten-Fragebogen die Fragen zur retrospektiven Einschätzung des Studiums erheblich gekürzt. Nach der Durchführung eines Pretests und sehr aufwendigen Adressenrecherchen wurde im Verlaufe des Jahres 2001 eine postalische Befragung von knapp 11.000 Absolvent:innen der verschiedenen pädagogischen Hauptfachstudiengänge durchgeführt. Die befragten Magister- und Diplom-Pädagog:innen sowie die Diplom-Sozialpädagog:innen der Examensjahrgänge 1996-1998 wiesen infolge dessen zum Zeitpunkt der Befragung eine Nachstudienphase von mindestens 2,5 und höchstens 5,5 Jahren auf. Bei den befragten Diplom-Pädagog:innen aus der Generation der 1970er- und 1980er-Jahre lag diese Nachstudienphase ca. 25 bzw. 15 Jahre. Die Rücklaufquote lag bei allen Teilstudien bei +/- 60% und damit für eine umfangreiche postalische Befragung überraschend hoch. 

Ausgewählte Ergebnisse 

Ende der 1990er Jahre gestaltete sich der Berufseinstieg der Pädagog:innen als vergleichsweise unproblematisch. Arbeitslosigkeit äußerte sich überwiegend in Form von "Sucharbeitslosigkeit". So lag der Anteil arbeitslos gemeldeter Pädagog:innen - über alle Studiengänge hinweg - bei unter 5%. Rund die Hälfte der Befragten hatte bereits kurz vor oder nach dem Studienabschluss ihre erste Stelle bekommen. Die guten Berufschancen gingen jedoch zu Lasten der Bezahlung. Zweieinhalb bis fünf Jahre nach Studienabschluss werden erst gut ein Viertel akademikeradäquat, d.h. nach BAT III und besser bezahlt. Dabei gelten die allgemeinen Spielregeln des Arbeitsmarkts: Bildungsarbeit wird höher bewertet als Beziehungsarbeit, hausarbeitsnahe Tätigkeiten, personenbezogene direkte Dienstleistungen werden schlechter eingruppiert als Tätigkeiten die eher im Organisationsbereich und im Bildungs- und Sozialmanagement liegen. Trotzdem sind die Diplom-Pädagog:innen mit ihren Tätigkeiten in fachlich-professioneller Hinsicht zumeist zufrieden.
Neben dem im Vergleich zu anderen akademischen Berufen niedrigen Einkommensniveau lassen sich auch äußere Anzeichen der Entstrukturierung der Normalarbeit beobachten: fortschreitende Pluralisierung von Arbeitszeiten, Zunahme befristeter Beschäftigung und nicht tarifliche Bezahlung. Allerdings zeigen sich bezogen auf diese Merkmale Unterschiede zwischen den Studiengangsprofilen. So sind Fachhochschulabsolvent:innen häufiger unbefristet beschäftigt, erzielen jedoch ein niedrigeres Einkommen als die an Universitäten ausgebildeten Pädagog:innen. 
Zu den zentralen Tätigkeiten der Pädagog:innen zählen - mit unterschiedlicher Gewichtung je nach Studiengangsprofil - Beratung auf der einen Seite und Organisationsentwicklung sowie Planung auf der anderen Seite. Dementsprechend ist die überwiegende Mehrzahl der befragten Pädagog:innen in pädagogischen Arbeitsfeldern tätig. Lediglich rund 10% wandern in sogenannte nicht-pädagogische Arbeitsfelder ab. 
Im Vergleich zwischen den Absolvent:innengenerationen zeigen sich für die Kohorte der 1970er-Jahre arbeitsmarktbezogene Erstgenerationen-Effekte (z.B. akademische Doppelqualifikation). Dieser Startvorteil führte zu einer beruflichen Platzierung, die von den späteren Absolvent:innengenerationen nicht mehr erreicht werden konnte. So traf die Generation der 1980er-Jahre auf einen Arbeitsmarkt, der noch nicht genügend auf dieses spezifische Qualifikationsprofil vorbereitet war. Dies führte vermehrt zu statusinadäquaten Erstbeschäftigungsverhältnissen, die jedoch durch Stellenwechsel in der beruflichen Etablierungsphase kompensiert werden konnten. Die Generation der 1990er Jahre steht dagegen einer recht entspannten Arbeitsmarktsituation gegenüber. Allerdings sind die Vorteile bei der Arbeitsplatzsicherheit "erkauft" durch eine Absenkung des Vergütungsniveaus nicht nur beim Berufsstart, sondern auch in späteren Beschäftigungsverhältnissen.

Laufzeit

Februar 2000 - Oktober 2003

Förderung

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Mitarbeitende

Dr. Cathleen Grunert

Prof. Dr. Kirsten Fuchs-Rechlin
Fliedner Fachhochschule Düsseldorf (Kontaktdaten)

Ivo Züchner

Andreas Huber

Beate Kleifgen

Parviz Rostampour

Claudia Seeling 

Projektleitung: Prof. Dr. Heinz-Hermann Krüger (Universität Halle-Wittenberg), Prof. Dr. Thomas Rauschenbach (Direktor des DJI München, Universität Dortmund)

Publikationen

  • Fuchs- Rechlin, K. (2010): „Und es bewegt sich doch...“. Eine Untersuchung zum professionellen Selbstverständnis von Pädagoginnen und Pädagogen. Münster.
  • Krüger, H. H./ Rauschenbach, T. (2004): Pädagogen in Studium und Beruf. Empirische Bilanzen und Zukunftsperspektiven. Opladen.
  • Krüger, H. H./ Rauschenbach, T. (2001): Diplom-Pädagogen in Deutschland. Survey. Weinheim und München.